Gearcheck : Anhaenger und Dachzelt

Den Anhaenger und das Dachzelt hab ich ja nun schon oft genug gezeigt. Hier jetzt mal eine kleine Beschreibung und Rezension, sowie Spekulationen ueber die Zukunft des Trailers.

 

Was haben wir hier? Es handelt sich bei dem Anhaenger um einen handelsueblichen Koch U4, normale Bauhoehe, mit Aludeckel, Stuetzrad vorn und Heckstuetzen. Keine weiteren Extras. Der Anhaenger ist ungebremst und hat ein zulaessiges Gesamtgewicht von 750 kg.

Zur Diebstahlsicherung des Anhaengers habe ich ein Deichselschloss und ein Felgenschloss, sowie ein Ringschloss fuer den Deckel.

Ich habe keine Auffahrkeile oder sonstigen Wegrollsicherungen fuer den Anhaenger. Wenn ich ihn abstelle, stelle ich zuerst die hinteren Stuetzen auf, dann drehe ich das vordere Stuetzrad hoch. Damit steht der Anhaenger wunderbar. So kann ich auch eine Schraege in Laengsrichtung ausgleichen. Sollte er mal seitwaerts schraeg stehen, findet man immer irgendwas zum Drunterlegen. Man kommt auch ohne irgendwelche Keile gut aus. Der Anhaenger kann problemlos allein und von Hand manoevriert werden. Bestenfalls in tiefem Sand wird es etwas sportlicher. Dann muss man eventuell die Deichsel anheben, damit das Stuetzrad nicht im Boden versinkt.

Ich habe speziell den Koch Anhaenger genommen, weil er bereits ueber eine „Dach“-Reling verfuegt, an der die Gepacktraeger fuer das Dachzelt montiert werden konnten. Andere Deckelanhaenger haben keine derart stabile Dachreling. Ich habe des Weiteren die etwas laengere Version des Anhaengers genommen, den U4, Kasteninnenmass 125 x 250 cm. Nicht den U3, Kasteninnenmass 125 x 200 cm. Damit habe ich hinter dem Dachzelt noch 50 cm Platz. Dort kann man wunderbar die Heckklappe auflegen und darauf den Kocher platzieren.

Ich habe den Anhaenger nie auf eine Waage gefahren, aber ausgehend vom Leergewicht (<220 kg), plus Quertraeger, plus Dachzelt (60 kg) und dem Campingkram im Inneren werde ich keinesfalls ueber 500 kg kommen. Das war auch der Grund einen ungebremsten Anhaenger zu nehmen. Ein erfahrener Anhaengerbesitzer, den ich bei Koch auf dem Hof getroffen habe, meinte : Wenn Du das Gewicht nicht brauchst, nimm den Ungebremsten. Weniger Teile, die kaputt gehen koennen. Weniger Inspektionen und Verschleiss. Und 100 fahren ist nur dann relevant, wenn Du den Hauptteil Deines Urlaubs auf deutschen Autobahnen verbringen willst.

Auf dem Deckel des Koch U4 ist ein James Baroud Evasion EVO Dachzelt.

 

Das Evasion EVO hat ein Innenmass von 140 x 198 cm. Das reicht bei meiner Groesse von 187 cm voellig aus. Auch zu zweit kann man es dort gut aushalten. Man muss sich natuerlich schon moegen. 🙂

Das Evasion EVO hat innen eine LED-Lampe, die herausgenommen und ueber 12 V Autostecker aufgeladen werden kann. Ausserdem gibt es ein grosses Gepaecknetz am Zelthimmel. Das ist zwar eigentlich fuer Waesche gedacht, aber ein viel groesserer Nutzen ist die Moeglichkeit, dort ein Tablet einzuhaken und einen abendlichen Film zu geniessen.

Weiter gibt es einen Ventilator, der ueber ein kleines Solarpanel an der Deckeloberseite betrieben wird. Auf diesen Ventilator wuerde ich sehr gern verzichten. Ich habe ihn nie benutzt, null Mal, ich hab nachgezaehlt. Er ist obendrein eine Eintrittsstelle fuer Wasser. Es gibt Berichte ueber Undichtigkeiten am Ventilator. Dies ist bei mir bisher noch nicht passiert, aber letztlich ist das Geblaese Unsinn, Marketingunfug, meine Meinung.

Man haette noch fuer erstaunlich viel Geld eine Matratzenunterlage kaufen koennen, die Kondenswasser von der Matratze fernhalten soll. Kann gut sein, dass das toll funktioniert. Ich habe stattdessen fuer erstaunlich kleines Geld flache Daemmplatten im Dachzelt verlegt, Trittschalldaemmplatten aus dem Baumarkt. Ich hatte nie eine feuchte Stelle unter der Matratze, weder in Nord-Karelien noch in Andalusien.

Bettwaesche, Kissen, Leiter und aehnlicher Kleinkram kann auch im zugeklappten Zustand im Dachzelt verbleiben. Man muss aber schauen, dass man es nicht uebertreibt. Ich habe es tatsaechlich bei Bettwaesche, Kissen und Leiter belassen. Und ein Bearspray hatte ich auch noch drin.

Das Hochklappen des Deckels mit aufgeschraubten Dachzelt … nun, man muss es wollen, es wirklich wollen, dann geht es auch. Ich habe netterweise von Koch staerkere Gasdruckdaempfer bekommen, damit geht es schon etwas leichter. Dennoch, da muss man schon mit etwas Schmackes ran. Ich habe auch zur Sicherheit immer noch eine zusaetzliche Stuetze untergestellt. Die Sperre in dem rechten Gasdruckdaempfer haelt es zwar auch, aber man weiss ja nie…

Zur Einbruchsicherung des Dachzeltes hab ich noch zwei kleine Zahlenschloesser gekauft und damit zwei der vier Verschluesse des Deckels gesichert. Dazu habe ich den in den Verschluessen enthaltenen Metallstreifen entfernt und durch die freigewordenen Loecher die elastischen Schlossschlaufen gezogen. Das wird einen ambitionierten Einbrecher nicht abhalten, aber zumindest steigt kein Besoffener ins Zelt und pennt da drin.

Kosten

  • fuer den Anhaenger (neu) : ca 1.900 Euro
  • fuer das Dachzelt (neu) : ca 2.400 Euro
  • fuer die Traeger 72 Euro und die Montage 300 Euro
SONY DSC
SONY DSC

Warum habe ich das Dachzelt auf einen Anhaenger gebaut? Nun, ich habe einen Leasingwagen. Ein Dachzelt haette ich dort nicht drauf schrauben duerfen. Ein weiterer Grund war die Ueberlegung, dass man mit einem Dachzelt auf dem Wagen in Tiefgaragen und Parkhaeusern Probleme kriegen koennte. Ausserdem muss man auch sein gesamtes Geraffel wieder einpacken, wenn man nur mal fix vom Campingplatz zum Supermarkt fahren will, sprich das alte Thema : Wohnmobil oder Wohnwagen. Und ich hatte auch einfach Lust auf einen Anhaenger. Man ist damit gezwungen, langsamer zu fahren. All dies plus natuerlich den offensichtlichen Vorteil, dass man keine Gepaeckprobleme auch bei laengeren Reisen hat. 🙂

Warum nun genau diese Kombination und nicht ein Wohnwagen? Einen kleinen Aluanhaenger nebst Dachzelt kann man bequem in einer Garage, Tiefgarage oder einem Carport unterbringen. Es ist ausserdem deutlich unauffaelliger als ein normaler Wohnwagen, einerseits beim Boondocking in Skandinavien, anderseits beim Abstellen des Anhaengers generell. Wohnwagen und Wohnmobile werden reihenweise aufgebrochen oder gestohlen. Mit diesem Anhaenger fahre ich hoffentlich – knock on wood – unter dem Radar her. Man kommt auch nicht so einfach an das Innenleben meines Anhaengers, wie durch ein Plexiglasfenster eines Wohnmobils/Wohnwagens.

headerimg-top

Warum diese Kombination und nicht ein Zeltanhaenger à lá 3dog oder Campwerk? Die beiden Zeltanhaenger von der Stange kosten bummelig 9.000 Euro plus. Das finde ich ehrlich gesagt etwas ueberpreist. Ein Gordigear Dachzelt plus Anhaenger waere fuer deutlich unter 4.000 Euro zu realisieren. Das ist dann nicht ganz so toll und ganz so schoen, aber da muss man halt wissen, wieviel man fuer „toll und schoen“ ausgeben moechte.

Ich habe mich auch gegen ein Aufklappzelt und fuer ein Hartschalendachzelt entschieden, weil es deutlich weniger Aufwand im Auf- und Abbau ist. Keine zwei Minuten, dann kann man reinkrabbeln. Man kann es auch bei Regen und im Dunklen aufbauen, man hat kein Geflatter bei Wind. Und man kann ein Hartschalendachzelt auch nach einer durchregneten Nacht zusammenklappen. Ein normales Dachzelt bzw. ein Zeltanhaenger verzeiht dies nicht so oft. Das muss man fix wieder aufklappen und trocknen, sonst gibt es Schimmel und ein feuchtes Innenleben. Vor allem der Abbau ist im Vergleich zu einem normalen Klappzelt / Zeltanhaenger konkurrenzlos schnell. Vorausgesetzt man steht angekuppelt und nicht abgestuetzt, koennte man in der Not auch mit aufgebautem Hartschalendachzelt fliehen. Das ginge mit einem 3dog oder Campwerk nicht.

20180427_0618182109174515.jpg
Haselknick

Ich habe mich speziell fuer ein James Baroud Dachzelt entschieden, weil die Konkurrenz nicht ueber die rundum oeffnenden Fenster verfuegt. Das war mir wichtig, um nicht das Gefuehl zu bekommen, in einem Sarg zu liegen. Naja, und das James Baroud ist auch etwas billiger als ein Maggiolina. Andere Hartschalendachzelte sind zwar noch guenstiger, aber da hatte ich nach eingehender Begutachtung auf dem Caravan Salon und der Adventure Northside Bedenken bei der Qualitaet und den verarbeiteten Materialien. Bisweilen hatte es in den Billigdachzelten einen stechenden, chemischen Geruch, in dem ich ganz bestimmt nicht uebernachten wollen wuerde.

SONY DSC
SONY DSC

Die Kombination mit Aludeckelanhaenger und Hartschalendachzelt hat natuerlich auch Nachteile. Man faehrt halt schlicht ein Bett durch die Gegend. Das war’s. Solange das Wetter gut ist, ist das kein Problem. Wenn es aber hanseatischen Dauerregen gibt, fehlt ein Raum, in dem man sich aufhalten kann. Ein 3dog/Campwerk bietet dort mehr Schutz. Das ist tatsaechlich ein ziemlicher Nachteil der Hartschale vs Zeltanhaenger.

SONY DSC
SONY DSC

Ich hatte mir einen kleinen Pavillon von Lumaland besorgt. Den kann man prima allein auf- und abbauen, ohne sich beim gaffenden Nachbarn der Laecherlichkeit preiszugeben. Der hat – absichtlich – nur zwei Seitenwaende. Fuer einen kleinen Regenschauer oder als Sonnenschutz ist er ideal. Fuer laengere kuehle und windige Zeitraeume ist er aber nicht wirklich geeignet. Da fehlt dann wirklich die Moeglichkeit, sich in einem geschlossenen und eventuell beheizbaren Raum aufzuhalten.

Allein ist man da vielleicht noch leidensfaehig genug, setzt sich evtl ins Auto oder legt sich ins Bett. Wenn man in attraktiver Begleitung unterwegs ist, sollte man besser ein Café oder Shoppingcenter suchen.

Ich muss jetzt mal schauen, wie ich langfristig mit dem Anhaenger verfahre. Fuer die drei Monate war er top. Um genau zu sein : fuer die drei Monate in dem Jahrhundert-Sommer 2018 war er top. Es ist ein Schoenwetter-Setup, da darf man sich nichts vormachen. Man koennte sich dazu einen kleinen Hochdachkombi umbauen und darin Sitzgelegenheiten/Drehsitze, Standheizung und vielleicht eine Kochmoeglichkeit einrichten. Oder man steigt auf einen Wohnwagen um und packt das Dachzelt als Ferienwohnung auf den Hochdachkombi. Mal gucken. 🙂

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Torben sagt:

    Hi! Darf ich mal fragen, wieviel NM deine Gasdruckdämpfer haben? Geht der Deckel so überhaupt noch mit wenig Kraftaufwand auf?? LG Torben

    Like

    1. martin sagt:

      Moin Torben,

      hm, ich hab netterweise welche von Koch Anhängerwerke geschenkt bekommen. Ich meine, dass sie 900 nm haben, oder 750? Weiss ich grad nicht. Der Haenger steht grad bissel weiter weg, sonst wuerd ich gucken gehen.

      Man braucht schon ein bissel Schmackes im Arm, aber letztlich gibt es auch deutlich staerkere Daempfer. Ich meine, dass ich bis 2000 NM gesehen hab. Wenn mir das zu anstrengend wird kann ich ja immer noch aufruesten. 🙂

      Obendrein macht man den Deckel auch nicht im Stundenrhythmus auf. Eigentlich nur einmal, wenn man ankommt und dann wieder, wenn man einpackt. Das geht schon. An die Euroboxen mit dem Kuechenkram komme ich auch durch die Heckklappe. Und die Heckklappe kann man verschliessen auch wenn die Heckklappe nicht komplett unter dem Deckel ist. Dafuer hab ich noch nen Alurahmen gebaut, in dem die Euroboxen stehen.

      „Sie sind aber nicht viel rumgekommen…“

      Campen in 2021

      m.

      Like

Hinterlasse einen Kommentar