Wie geht’s weiter? Wohnwagen? Welcher? Troll? Puck? Coco? Basecamp? Action?

Carawahnsinn -> zwei Tage auf dem Caravan Salon 2019 in Duesseldorf. Jetzt sind endlich alle Klarheiten beseitigt.

Dass mein kleiner Aluanhaenger mit dem Dachzelt ein reines Schoenwetter-Setup ist, hatte ich am Polarkreis am eigenen Leib erfahren duerfen. Auch wenn ich bis zu einem bestimmten Punkt bereit bin, das zu akzeptieren, kann ich das natuerlich nicht einfach auch von anderen erwarten. Von daher gab es da schon vor einiger Zeit den Vorschlag, dass es vielleicht besser ein Wohnwagen werden sollte. Etwas, wo man bei Wind und Regen geschuetzt und warm ist.

Ich haette zwar auch Lust auf einen grossen Kombi oder einen kleinen Lieferwagen und den entsprechend umzubauen, aber das waere nur eine Ein-Mann-Loesung. Und koennte als Zugfahrzeug ja dann vielleicht trotzdem stattfinden…

Ein Wohnwagen ist also durchaus eine gute Idee. Wir durchwuehlen das Internet nun schon eine ganze Weile, verfolgen seit Monaten die Kleinanzeigen und haben uns jetzt auf dem Caravan Salon nochmal auf den aktuellen Stand gebracht.

Es gibt vier Wohnwagen, die wir grundsaetzlich interessant finden:

Die Eriba Touring sind wirklich huebsch, retro-style, bewaehrt, wertstabil und schweine teuer. Ein neuer Troll 530 Ocean Drive (blau) oder Rockabilly (rot) wird mit Optionen gern fuer 30.000 € angeboten. Selbst wenn man den unnoetigen Klimperkram rausrechnet, bleiben immer noch gut 24.000 bis 25.000 € uebrig. Gebraucht sind sie kaum zu kriegen, die Sondermodelle sind noch zu neu.

Ein aelterer und gern auch kleinerer Touring, wie z.B. der sehr interessante Puck 230 sind heute nach 10 Jahren fast genauso teuer, wie damals neu. Im Gegenzug wuerde ein Puck in meinen Carport passen. Das waere ein sehr grosser logistischer und finanzieller Vorteil. Aber dafuer ein 10 Jahre altes Fahrzeug fuer immer noch ueber 10.000 € zu kaufen, nein, da straeubt sich in mir alles.

Den schnuckeligen Retrostyle bezahlt man natuerlich auch mit Gewicht. Ein aufgelasteter Troll wiegt 1400 kg. Da relativiert sich der Vorteil, dass die Touring mit dem Hubdach waehrend der Fahrt flacher sind und sich etwas hinter dem Zugfahrzeug verstecken.

Des Weiteren ist die Toilettensituation eher ambivalent. Durch das Hubdach kann der Innenausbau und damit auch die Toilettentuer nur bis Schulterhoehe gehen. Entsprechend einfach kann man kontrollieren, ob das WC belegt ist, man schaut schlicht von oben rein.

Der kleinere Puck hat keine Toilette, das finde ich fast schon wieder gut. Man koennte sich ein Porta Potti oder eine Trockentrenntoilette holen und diese in einem kleinen Beistellzelt / Duschzelt unterbringen. Aber : neuere Wohnwagen mit dem gleichen Leergewicht haben eine Toilette mit Dusche an Bord.

Wie zum Beispiel der Dethleffs Coco. Der Coco ist extrem leicht, unter 800 kg fahrbereit mit Toilette und Dusche. Fuer dieses Gewicht ist er ueberraschend geraeumig und vollstaendig eingerichtet. Der Innenraum ist sehr variabel. Man hat im Heck entweder eine U-foermige Couch oder ein Bett oder eine Sitzgruppe mit Tisch. Der Tisch kann auch an anderer Stelle zu einer Dinette genutzt werden.

Der Coco hat als einziger Wohnwagen in unserer engeren Auswahl die Moeglichkeit, Bett und Esstisch gleichzeitig beherbergen. Bei den anderen Wohnwagen muss man das Bett zur Sitzgruppe umbauen. Das Raumgefuehl ist sehr luftig, man hat wirklich genug Platz. Auch Stauraum ist genug vorhanden, in den Haengeschraenken, in der Bettschublade und im Kuechenbereich. Wenn man negative Punkte beim Coco suchen will, dann koennte man den Preis anfuehren. Er ist mit 22.000 € kein Schnapper. Mit Glueck bekommt man vielleicht einen fuer 20.000 €. Gebrauchte sind fast nicht vorhanden, es gibt ihn erst seit einem Jahr. Der Anhaenger ist relativ lang. Und das Bett hat keine Unterlueftung, sprich die Kissen/Matratzen liegen auf Brettern.

Im Vergleich zu anderen Wohnwagen sind die nachteiligen Aspekte wirklich gering. Der Preis schreckt mich noch ein bissel. Ich weiss auch gar nicht recht, warum er nicht mein Platz 1 ist. Vermutlich weil ich mich in dem modernen Outfit nicht selbst wiederfinden kann. Es muss ja keine blumige Hippiekiste sein, aber das Interieur vom Coco ist mir einen Zacken zu modern.

Etwas kerniger kommt der Swift Basecamp daher. Es gibt ihn mit einigen flippigen Aussenbemalungen, die aber scheinbar nur in England verfuegbar sind. Er hat einen gewissen „go-everywhere“ Charme. Man koennte meinen, wenn man nur ein paar AT-Reifen drauf schraubt, koennte man damit durchs australische Outback pfluegen. Das ist natuerlich Unsinn, er hat das gleiche ALKO Fahrwerk, wie alle anderen Anhaenger.

Ich finde ihn geil. Er ist leider etwas breit, breiter als alle anderen in der Auswahl, wenn auch nur wenige Zentimeter. Und er ist leider auch etwas teurer, im Bereich vom Coco, mit Glueck unter 20.000 €. Des Weiteren ist er ein Brite und da steht es derzeit sehr in den Sternen, wie es in der Zukunft aussieht. Dafuer hat er aber auch britische Verarbeitung. Und das ist echt gut. Bisweilen etwas uebers Ziel hinaus. Ich brauche keinen Backofen, erst recht nicht zwei, aber die sind halt dabei. Er hat die beste Kochgelegenheit, drei Flammen, etwas ueber die Arbeitsplatte erhoben und somit auch Platz fuer groessere Toepfe, trotzdem noch genug Arbeitsflaeche.

Was ich ebenfalls sehr charmant finde, ist das Umbaubett. Schlicht die Lattenroste auseinander ziehen, Sitzkissen drueber, vielleicht noch einen Matratzentopper drueber und fertig. Auch toll ist die Moeglichkeit, den Anhaenger als Lastesel zu nutzen. Sitzbaenke hochklappen, darunter sind 4 Zurroesen, fuer Fahrraeder oder anderes Sperrgut.

Die Hecktuer ist ein weiteres Alleinstellungsmerkmal. Ob gut oder schlecht, der Wohnwagen ist auf jeden Fall anders. Mir gefaellt er. Ich muss mir ueberlegen ob er mir so gut gefaellt, dass ich die Nachteile gegenueber den anderen Wohnwagen bereit bin in Kauf zu nehmen. Er hat nicht den besten Preis, er hat eine exotische Heizung (Whale, nicht Truma), er ist etwas breiter, er gehoert mit bis zu 1300 kg zu den Schwersten unserer Auswahl und die Serviceversorung ist recht duenn gestreut. Ich bin mir auch noch nicht sicher, ob Wassertank und Antischlingerkupplung Bestandteil der Serie oder Option sind. Die vernuenftigste Wahl waere er nicht.

Anmerkung : Nein, Wassertank und Antischlingerkupplung sind nicht Bestandteil der Serie, genausowenig die 100er Zulassung. Es gibt eine Wasserpumpe im Fahrzeug und einen Aussenanschluss, an den man einen Schlauch anbringen und in einen Kanister haengen kann. Finde ich unproblematisch und auch fast schon besser so. Tankreinigung oder Austausch ist damit kein Problem. Die fehlende 100er Zulassung … naja, ist bloed. Bei meinem kleinen Anhaenger habe ich darauf verzichtet. Bei dem Wohnwagen waere das allerdings schon besser. Dann braucht er die Antischlingerkupplung, andere Federbeine und den Eintrag in den Papieren.

Sehr viel vernuenftiger, genauso komplett, dafuer aber noch ein bissel guenstiger, schmaler und kuerzer ist der Adria Action 361 LH. Er ist Adrias Brot- und Buttermodell. Man kann ihn auch gebraucht bekommen, die interessante Serie beginnt allerdings erst ab 2017 mit dem grossen Panoramafenster und die sind rar. Neu kann man ihn fuer unter 17.000 € bekommen.

Er ist nicht so leicht, wie der Coco (=1100 kg), voll aufgelastet kommt er auf 1300 kg, genau wie der Swift Basecamp. Er ist ein 8 cm schmaler, dafuer aber 12 cm laenger als der Basecamp. Sein Vorteil ist vor allem die gute Serviceverfuegbarkeit von Adria, der geringere Preis und die Standardmodule wie Truma Heizung, statt Whale. Er sieht von innen sehr modern aus, nicht ganz so elegant wie der Coco, aber auch nicht so robust wie der Basecamp. Die Staumoeglichkeiten sind gleich gut und gleich schlecht, wie beim Basecamp, da ist der Coco vorn.

Anmerkung : Naja, geht so, wir haben uns den Action nochmal genauer angesehen. Das Bett umzubauen ist sehr fummelig. Und die Staumoeglichkeiten sind extrem begrenzt, weniger als im Basecamp.

Im Grunde ist es nur eine Geschmackssache, welchen der drei Wohnwagen man nimmt. Im Zweifel kaeme sogar ein gut erhaltener und guenstiger Eriba Puck 230 als vierte Option ins Spiel.

Wenn Geld keine Rolle spielen wuerde, koennte ich mir einen Eriba Touring Troll 530 Ocean Drive vorstellen. Dann muss allerdings auch ein potentes Zuggeraet her, mindestens wie derzeit der Ateca.

Realistischer ist der Swift Basecamp. Hier muss es einem im Zweifelsfall egal sein, wenn der Service durch den Brexit eingeschraenkt wird oder Swift sich sogar vom kontinentalen Markt zurueckzieht.

Der Adria Action 361 LH waere die vernuenftigste und die guenstigste Wahl.

Der Coco… tja, ist mir etwas zu schick. Ein Foto von mir in einem Coco? Ich weiss nicht.

Vermutlich wird es sich am Ende ueber den Preis entscheiden. Ein Puck fuer unter 9.000 €, ein Ocean Drive fuer unter 20.000 €, ein Coco oder ein Basecamp fuer unter 18.000 €, ein Action fuer unter 16.000 €. Das waeren No-Brainer und Sofortkauf.

Am liebsten waere mir ein Basecamp zum Preis eines Action. 🙂

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